Die Gründung

Wenige Jahre nach dem erfolglosen Zusammentreten der Frankfurter Nationalversammlung von 1848 fanden sich in unserer Gemeinde Männer zusammen, um einen Verein aus der Taufe zu heben. War schon in der großen Politik kein Zusammenrücken möglich, sollte wenigstens auf örtlicher Ebene das Zusammengehörigkeitsgefühl gepflegt werden. Hierzu entstanden überall in den Deutschen Landen Chorvereinigungen, die sich der Erhaltung und Pflege des ererbten und neu hinzugekommen Liedgutes widmeten.


Anno. 1853, obwohl in einer Abschrift einer Urkunde von 1844 schon von einem "Chor auf gesanglicher Höhe stehend" berichtet wird, versammelten sich um den Lehrer Ahn 30 Männer unseres Ortes zur Gründung des Gesangvereins "Orpheus" Geiss-Nidda. Von den Gründungsmitgliedern werden uns Heinrich Konrad Reinhardt und Joh. Ludwig Lind überliefert; als Übungstätte diente der Schulsaal, in dem Dirigent Ahn mit mächtiger Stimme seinen begeisterten Sängern die "Flötentöne" versuchte beizubringen.


1861 legte man sich die heute noch vorhandene Vereinsfahne zu.


In 1862 trat der junge Chor erstmals auswärts beim Gesangswettstreit in Schotten auf.


Wie in einer Familie, so kommt es auch im Vereinsleben hin und wieder zu stürmischen Zeiten - einige Sänger spalteten sich ab und gründeten einen zweiten Gesangverein. Zur damaligen Zeit führte der Musiker Bauer beim "Orpheus" den Dirigentenstab. Der Zwietracht fielen letztlich beide Vereine zu Opfer und wiederum trat eine kleine Pause im Vereinsleben ein.

Mit neu verfassten Statuten versuchte Lehrer Albrecht 1893 mit einem gemischten Chor einen Neubeginn. Sodann trat für kurze Zeit Lehrer Hahn als Dirigent in Erscheinung, der von dem engagierten und temperamentvollen Chorleiter Kitz abgelöst wurde. Jener Lehrer Kitz war auch der Geburtshelfer des alljährlichen Theaterabends, einer Traditionsveranstaltung im Februar eines jeden Jahres, die erst 1963 mit dem Stück "Die Färster-Anni", dem Kino und dem Fernsehen weichen musste.


Mit dem im Jahre 1895 angeschafften Harmonium stieg auch wieder der Sängerzustrom, bis die Übliche Lehrerversetzung eine erfolgreiche Aufbauarbeit unterbrach.


Mit Otto Lenz trat im Februar 1900 wieder ein junger Lehrer in die Fußstapfen seines Vorgängers - und wieder galt es sich aneinander zu gewöhnen.


Von nun an erlebte "Orpheus" eine stete Aufwärtsentwicklung, was nicht nur dem 35 jährigen Wirken, sondern den besonders menschlichen Eigenschaften des Dirigenten Otto Lenz, nämlich "Ausdauer und rastlosem Vorwärtstreiben", so das Protokoll, zuzuschreiben ist. Er verstand es darüber hinaus die Begeisterung der Sänger zu steigern, was sich in steter Bereitwilligkeit und Pünktlichkeit derselben ausdrückte.


Die Schilderung des besonders schweren Loses der ländlichen Bevölkerung mit ihrem X-Stunden-Tag macht in Verbindung mit den erzielten Erfolgen die unvorstellbare Begeisterung der damaligen Sänger deutlich. Bezeichnend und für den Leistungsstand sprechend ist, dass der Verein bis zum 1. Weltkrieg fast ausschließlich bei größeren Vereinen und für damalige Verhältnisse großen Entfernungen auftrat.