Das 125 Jährige Jubiläum und die Zeit danach

Das Jahr 1977 war weitgehend schon von den Vorbereitungen zum 125 jährigen Jubiläum gekennzeichnet. Eine Mitgliederwerbeaktion brachte nicht nur 119 neue Mitglieder, sondern auch einige früher aktive Sängerinnen und Sänger wieder in die Singstunde.


Der gemischte Chor zählte zu beginn des Festjahres 1978 siebzig Sängerinnen und Sänger. Es war ein gewaltiger Chor dem der Dirigent Richard Lenz vorstand.


Der Kinderchor zählte zu dieser Zeit 35 Aktive, den Siegfried Strauch leitete.


Diese stolze Aktivenzahl von 105 Personen gab es nach dem Fest bis ins Jahr 2003 nie wieder.


Natürlich waren für die Vorbereitung des 125 jährigen Jubiläums sehr viele Vorstandsitzungen notwendig. Aber der Vorsitzende Rudi Lind hatte alles im Griff und so konnte sich der Vorstand sehr bald auf ein Festprogramm einigen.


Vom 26. Mai bis 29. Mai 1978 sollte ein viertägiges Fest in einem Zelt und in der Turnhalle gefeiert werden. Für dieses Riesenprogramm wurden mehrere Ausschüsse gebildet die parallel zu einander das Fest organisierten.

Eine gewaltige Aufgabe hatte auch Schriftführerin Ingrid Schmieder zu leisten, denn etwa 100 Gesangvereine wurden eingeladen und auch für alle anderen Aufgaben war ein enormer Schriftverkehr zu bewältigen. Zum damaligen Wetter ist noch zu bemerken, dass dies dem Festplatzausschuss schwer zu schaffen machte. Beim Aufbau des Zeltes goss es wie aus Kübeln und der Rasen-Boden im Zelt war so aufgeweicht, dass dieser mit Splitt, Sägemehl und Holzplatten befestigt werden musste. Allerdings waren danach die eigentlichen Festtage voller Sonnenschein.


Trotzdem klappte alles bestens und so konnten zum Festkommers am 26. Mai vier Gesangvereine begrüßt werden. Das Niddaer-Stadtorchester untermalte diesen Abend mit flotten Rhythmen und die Frauen-Gymnastikgruppe des Turnvereins Geiss-Nidda bot Showtänze.


Die Stimmung im Festzelt war deshalb hervorragend. Schirmherr des Festes war der damalige Landrat des Wetteraukreises Dr. Arno Kuhn und als dessen Vertreter gratulierte an diesem Abend der 1. Kreisbeigeordnete Walter Glasbrenner.

Dem Verein wurden noch eine Vielzahl weiterer Glückwünsche, von Bürgermeister Wilhelm Eckhardt, von Vereinsvertretern, von Parteivertretern, von Vertretern der Sparkasse und Volksbank, von den Sängerbünden usw. usw., überbracht. "Orpheus" Vorsitzender Rudi Lind konnte auch selbst eine große Zahl verdienter aktiver und passiver Mitglieder ehren.

Der bunte Abend am Samstag, den 27. Mai war ein zufriedenstellender Erfolg, denn etwa 1000 Personen bejubelten die Künstler aus Funk und Fernsehen.


Zum Pokalwettstreit traten am Sonntag, den 28. Mai 27 Chöre an und zum Freundschaftssingen konnten 15 Chöre begrüßt werden. Alle vorgenannten Chöre repräsentierten eine Sängerzahl von etwa 1500 Personen und damit war auch ein großartiger Festzug, an dem noch mehrerer Musikzüge und Wagengruppen teilnahmen, gewährleistet. Bei strahlendem Sonnenschein zog sich ab 13.00 Uhr ein farbenfroher Festzug mit 60 Programmnummern durch die Strassen von Geiss-Nidda.


Am Montag, den 29. Mai waren die Hauptstrapazen für den Vorstand und die Ausschussmitglieder vorüber und auch sie konnten diesen Tag so richtig genießen.


Unter den Klängen der Koppele Manolitos ging zur späten Nacht ein strapaziöses, aufregendes, unvergessliches und gelungenes Jubiläumsfest zum 125. Geburtstag des "Orpheus" zu Ende.


Der heutige Verfasser der Chronik (Rolf Schmieder) war damals in die Organisation des Festes eingebunden. Ich kann mich noch gut zurückerinnern, dass ich mich schon damals, nach diesem großen Erfolg, besorgt gefragt habe, kann der "Orpheus" in den nächsten Jahren diesen hohen Stand halten? War es, wie in vielen anderen Fällen, das Jubiläum, das so viele Geiss-Niddaer für den Verein aktivierte?


Leider war meine Sorge berechtigt, heute im Jahr 2003 kann ich feststellen, dass die Zahl der Sängerinnen und Sänger kurz nach dem Fest stark und im Lauf der nächsten Jahrzehnte weiter kontinuierlich gesunken ist. Es war und ist ein deutschlandweiter Trend unter dem fast jegliche Vereine gelitten haben und dies ist im Jahr 2002 noch so. Ist es der hohe Lebensstandard der Deutschen, die fast grenzenlose Mobilität, der Strukturwandel auf dem Arbeitsmarkt der diese Entwicklung, weg von den Vereinen, begünstigt hat?


Ich denke es ist von allem ein bisschen!


Das Vereinsleben kam also, nach dem Fest, schnell wieder in normales Fahrwasser. Allerdings war 1978 noch von einer weiteren Auszeichnung des Vereines gekennzeichnet. Am 9. Dezember 1978 hatte der Chor zu einem Vereinsabend in die Turnhalle eingeladen. Aus Anlass des 125 jährigen Jubiläums erhielt der Verein nachträglich, aus den Händen des 1. Kreisbeigeordneten Walter Glasbrenner den "Hessen-Wappenteller" und den "Ehrenteller des Wetteraukreises` für seine besonderen Leistungen.


Ich sprach bereits von der sinkenden Sängerzahl nach dem Fest. Nach einem Jahr zählte der Chor nur noch 55 Aktive gegenüber ehemals 70 in 1978.

Der Chor hat nach den 2. Weltkrieg bis 1979 sein Können im wesentlichen an Liederabenden und Freundschaftssingen mit anderen Chören gemessen.